Für qualitativ hochwertige Glukosemessergebnisse, die für die Diabetesdiagnose, Behandlungsentscheidungen, die Kalibrierung von CGM-Systemen usw. benötigt werden, ist eine zuverlässige präanalytische Handhabung der Blutproben von entscheidender Bedeutung, wie kürzlich in einer US-amerikanischen Diabeteszeitschrift wieder hervorgehoben wurde [Sacks 2023]. In diesem Beitrag wird auch empfohlen, Plasma als geeignetes Probenmaterial zu verwenden; in der täglichen Praxis (auch in den USA) werden Glukosemessungen jedoch häufig noch im Serum durchgeführt, d. h. es werden nicht die empfohlenen Teströhrchen verwendet.
Neue Qualitätsstandards
Seit Mai 2023 ist in den Richtlinien der Bundesärztekammer (Rili-BÄK) die Verwendung von Plasma-Probenröhrchen für die Glukosemessung aufgeführt (siehe Tabelle B1-1); außerdem muss, wenn die Glukosemessung nicht innerhalb von 15 Minuten nach der Blutentnahme erfolgt, innerhalb dieses Zeitraums das Plasma von den Blutzellen getrennt oder es müssen Röhrchen mit adäquaten Glykolysehemmern verwendet werden [Bundesärztekammer 2023]. Zu diesen Änderungen gehört auch die Verwendung geeigneter Probenröhrchen für Kaliummessungen.
Erstmals wird in diesen Richtlinien, die für alle Messungen in medizinischen Laboratorien in Deutschland verbindlich sind, eine Aussage zum präanalytischen Umgang mit bestimmten Labormessgrößen getroffen. Im Rahmen der patientennahen Sofortdiagnostik wird nun auch die Messung in Vollblutproben empfohlen (Darstellung plasmaäquivalenter Werte) – mit der Einschränkung, dass die Messung innerhalb von 15 Minuten erfolgen muss.
Am 19. Februar 2025 hat das Bundesministerium für Gesundheit die neue Medizinprodukte-Betreiberverordnung im Bundesgesetzblatt Nr. 38 veröffentlicht. Im §10 Absatz 1 wird auf diese aktuelle Version der Rili-BÄK referenziert: "Wer laboratoriumsmedizinische Untersuchungen durchführt, hat vor Aufnahme dieser Tätigkeit ein Qualitätssicherungssystem nach dem Stand der medizinischen Wissenschaft und Technik zur Aufrechterhaltung der erforderlichen Qualität, Sicherheit und Leistung bei der Anwendung von In-vitro-Diagnostika sowie zur Sicherstellung der Zuverlässigkeit der damit erzielten Ergebnisse einzurichten. Eine ordnungsgemäße Qualitätssicherung nach Satz 1 wird vermutet, wenn die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen in der Fassung vom 30. Mai 2023 (Deutsches Ärzteblatt vom 30. Mai 2023, DOI: 10.3238/arztebl.2023.rili_baek_Labor) beachtet wird".
Diese Änderungen zielen auf die Minimierung von Einflussgrößen und Störfaktoren in der präanalytischen Phase ab.
Tabelle B 1-1: Vorgaben auf zu verwendende Untersuchungsmaterialien* [Rili-BÄK 2023].
Erhöhte Patientensicherheit
Zusätzlich zu den oben beschriebenen strengeren Anforderungen an die Probenbehandlung wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Serum für Blutglukosemessungen nicht geeignet ist. Die Glukosekonzentration im Serum sinkt durch die Glykolyse um etwa 7 % pro Stunde [Fischer 2021, Chan 1989]. Daher sind diese Anpassungen vor allem für Blutproben von Vorteil, die in der ambulanten Versorgung entnommen werden und oft längeren Transportzeiten unterliegen. Bei der Diagnose oder Überwachung von Patienten mit Diabetes (PmD) werden durch diese Änderungen falsch-niedrige, durch die Glykolyse bedingte Glukosemessergebnisse vermieden. Aus Sicht des PmD werden erhöhte Glukosewerte nicht mehr übersehen, und PmD mit einer schlechten Glukosekontrolle werden in Zukunft erkannt, sodass letztlich die Patientensicherheit verbessert wird.
Empfohlene Teströhrchen verwenden
Gleichzeitig wurden die Anforderungen an die analytische Qualität, wie sie z. B. bei externen Qualitätskontrollen beurteilt wird, angepasst, d. h. die Messgröße Glukose muss nun strengeren Anforderungen an die interne und externe Qualitätssicherung genügen [Bundesärztekammer 2023]. Wir haben die Auswirkungen solcher Änderungen auf die Erfolgsquoten bei externen Qualitätskontrollen anhand von Daten aus aktuellen Auswertungen abgeschätzt [Kaiser 2023]. Die Teilnahme an externen Qualitätssicherungssystemen ist für Point-of-Care-Geräte mit Unit-Use-Reagenzien in spezialisierten Diabetespraxen in Deutschland nicht verpflichtend, wird aber dringend empfohlen.
Es ist interessant festzustellen, dass über die Verwendung von Teströhrchen für die Glukosemessung in der klinischen Praxis in den verschiedenen Ländern wenig bekannt ist, zumindest gibt es wenige entsprechende Publikationen. Sicherlich werden die Hersteller solcher Teströhrchen dies im Detail wissen, aber offenbar haben weder Diabetesverbände noch Verbände der klinischen Chemie diesem Thema viel Aufmerksamkeit geschenkt.
In der klinischen Praxis sollten die empfohlenen Teströhrchen für die Glukosemessung verwendet werden, um die Patientensicherheit zu verbessern.
→Literatur
Bundesärztekammer. Aktualisierung der Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen – Rili-BÄK. Dtsch Arztebl 2023; 120(21-22): A-994 / B-858. 2023. doi: 10.3238/arztebl.2023.rili_baek_QS_Labor
Fischer MM, Hannemann A, Winter T, Schafer C, Petersmann A, Nauck M. Relative Efficacy of Different Strategies for Inhibition of in Vitro Glycolysis. Clin Chem. 2021;67(7):1032-4. doi: 10.1093/clinchem/hvab071
Chan AY, Swaminathan R, Cockram CS. Effectiveness of sodium fluoride as a preservative of glucose in blood. Clin Chem. 1989;35(2):315-7
Kaiser P, Grote-Koska D, Freckmann G, Petersmann A, Nauck M, Heinemann L. Glucose measurements and Rili-BÄK: Adjustment of acceptance limits in internal and external quality control. Diabetologie und Stoffwechsel. 2023; doi: 10.1055/a-2170-5873
Sacks DB, Arnold M, Bakris GL, Bruns DE, Horvath AR, Lernmark Å, Metzger BE, Nathan DM, Kirkman MS. Guidelines and Recommendations for Laboratory Analysis in the Diagnosis and Management of Diabetes Mellitus. Diabetes Care. 2023 Oct 1;46(10):e151-e199. doi: 10.2337/dci23-0036
Korrespondenzadresse:
| Prof. Dr. Matthias Nauck Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin Ferdinand-Sauerbruch-Straße, 17475 Greifswald Tel.: 0049 3834865500 E-Mail: matthias.nauck@med.uni-greifswald.de Interessenkonflikte: Im Zusammenhang mit den Aussagen in diesem Artikel liegen keine potenziellen Interessenkonflikte vor. |
Erschienen in: Diabetes, Stoffwechsel und Herz, 2025; 34 (2) Seite 104-107